Das Projekt der Garten-Neugestaltung in Vale da Lama wurde mir im Herbst 2021 übergeben. Das unmittelbar an den Golfplatz angrenzende Grundstück sollte weitestgehend naturnah gestaltet werden, wobei ein minimaler Bewässerungseinsatz im Vordergrund stand. Rasenflächen waren von vorne herein ausgeschlossen worden.
Eigentümer.innen und Architekt.innen hatten das Gartendesign vorgegeben und ließen mir deshalb wenig Gestaltungsspielraum, konnte mich so jedoch auf die technischen Aspekte sowie die Auswahl der Pflanzen konzentrieren.
Eine besondere Herausforderung bei der Vorbereitung dieses Gartens waren der endlos mit Steinen durch setzte schwere Lehm. Der Garten wurde daher tiefgründig mit Hilfe eines Baggers gelockert, wobei jeweils die Steine an der Bodenoberfläche eingesammelt und abtransportiert wurden.
Zur Bodenaufbereitung gehörte das Einbringen von ca. 20 cm sandigem Boden, der teilweise mit dem schweren Unterboden vermischt wurde. Mittelmeerpflanzen sind sehr empfindlich gegen Übernässung (in diesem Fall durch Starkregen im Winter), weshalb wir an einer Seite dem Gefälle folgend eine Dränage installierten. Erfahrungsgemäß kommt es beim Einsatz von Dränrohrleitungen immer wieder zu Verstopfungen, weshalb diese Variante verworfen wurde. Zunächst wurde ein ca. 50cm tiefer Graben in der Breite der Baggerschaufel ausgehoben und darin U-förmig ein Geotextil gelegt; sodann wurde der Graben mit Bruchgestein (Brita 4) bis fast zum Rand verfüllt und anschließend wurde das überstehende Geotextil über den Steinen beiderseits zusammengeklappt und die verbleibenden 15-20cm mit Gartenerde überdeckt. Das seichte Gefälle des Dräns war ausreichend um ein schnelles Ableiten von Regenwasser infolge von Starkregen zu gewährleisten, und es an einer Bodenschwelle am Ende des Gartens austreten zu lassen.
Die Bepflanzung des unteren Garten konnte im Herbst beginnen. Die Pflanzenauswahl und deren Beschaffung musste mehrfach revidiert werden, weil die bereits vorbestellten Pflanzen, geschuldet der hohen Nachfrage, schließlich nicht lieferbar waren und durch andere Verfügbare ersetzt wurden. Mittelmeerpflanzen sind in Bezug auf Düngung und Pflanzenschutz im Vergleich zu den sonst gängigen Pflanzen relativ anspruchslos, weshalb wir den Einsatz vom Kompost und Naturdünger auf minimale Mengen reduzierten. Hingegen erhielten besonders wasserempfindliche Pflanzen eine Gabe Gesteinsmehl oder Brita mit in die Pflanzlöcher, um so die Durchlüftung der Wurzeln zu verbessern und eine Asphyxie zu vermeiden.
Sofern es angestrebt wird einen Garten mit minimaler Bewässerung anzulegen ist besonderes Augenmerk auf den Pflanzzeitraum zu richten. Bei rechtzeitiger Pflanzung im Herbst haben die jungen Pflanzen die Möglichkeit ein ausreichend tiefes Wurzelsystem auszubilden, um so im darauffolgenden Sommer das vorhandene Wasser im Unterboden zu nutzen und mit wenigen Wassergaben über den Sommer zu kommen. Dabei ist es wichtig um die Pflanzen ausreichend große Gießringe zu schaffen die alles zufließende Wasser in Richtung der Pflanze leiten und den Boden unterhalb der Wurzelzone befeuchtet. Die Pflanze ist nun gehalten mit ihren Wurzeln der Feuchtigkeit nachzuwachsen, wodurch sie schließlich und das geschieht zwischen dem zweiten und dritten Sommer, zunehmend unabhängig wird von der Bewässerung. Der Größe und der Instandhaltung der Giessringe (Caldeiras) kommt demzufolge eine besondere Bedeutung zu, zu kleine Caldeiras, die nur wenig Wasser aufnehmen, sind nicht in der Lage das Wasser in die tieferen Wurzelzonen zu leiten, so gesehen verharren die Wurzeln immer im feuchten Milieu und beschränken ihr Wurzelwachstum auf den oberen Horizont und bleiben weiterhin abhängig von Zusatzbewässerung. Der manuelle Aufwand die Caldeiras zu erneuern darf besonders im ersten Jahr nach der Pflanzung nicht unterschätzt werden.
Die Frage: Kann man im neu angelegten Garten der überwiegend aus Mittelmeerpflanzen besteht völlig auf eine Bewässerungsinstallation verzichten, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Ein wichtiger Punkt ist die Größe des Gartens; sofern nur ein Beet oder eine bestimmte Zone des Gartens neu mit Mittelmeerpflanzen bepflanzt wird, können diese in der Regel manuell versorgt werden. Eine Neuanlage hingegen erfordert viel Zeit zur Handbewässerung, so dass in diesem Fall die Installation eines Bewässerungs-System zu rechtfertigen ist.
Für den Garten in Vale da Lame wählte ich drei Varianten:
Sträucher in Reihe gepflanzt erhielten Tropfer, wobei die Anordnung der Tropfer individuell gewählt wurde. Normal üblich haben Tropfschläuche in 30-50cm Abständen einen Tropfer fix installiert, bei eng verlegten Tropfschläuchen werden somit auch Bodenzonen befeuchtet, wo zunächst noch keine Wurzeln wachsen. Bei täglichen Wassergaben erhält man das typische Bild einer durchgehenden Befeuchtung des Oberbodens, wo sich im Laufe der Zeit auch die Wurzeln ausbreiten, also nicht in die Tiefe gehen. Die in diesem Garten verlegten Tropfschläuche wurden individuell installiert, jeder Strauch wird von zwei Tropfern versorgt, die relativ nahe zu beiden Seiten des Haupttriebes angeordnet sind und eine Wassergabe von 4l/h abgeben. Die Anlage ist anfangs so programmiert, dass sie einmal wöchentlich eine Stunde läuft, d.h. jeder Strauch bekommt 8l/Woche, wobei vorhandene Giessringe die horizontale Ausbreitung des Wasser verhindern, es hingegen dicht an der Pflanze in den Boden versickert und ebenso die tieferen Bodenschichten erreicht.
Bei Bodendeckenden und eng stehenden Pflanzen, bot sich ein flächendeckendes Regnersystem an, ein Versuch, der mich einige Überwindung gekostet, da allgemein bekannt, dass hierbei große Verdunstungsverluste auftreten. Da davon auszugehen ist, dass dieser Garten in absehbarer Zeit fast ganz ohne Zusatzbewässerung auskommt, schien mir ein Regnersystem einem Tropfsystem überlegen und dazu optisch von Vorteil.
Im ersten Sommer laufen das Tropf- sowie das Regnersystem jeweils 1 Stunde pro Woche.
Der obere Garten und die östliche Rampe entlang des Hauses wurden ohne Bewässerungssystem belassen und müssen im ersten Sommer alle 14 Tage manuell gewässert werden. Der Aufwand hierfür ist vertretbar und geschieht jeweils am Tag der Pflege, die im gleichen Rhythmus erfolgt.
Seit Beginn der Bewässerungssaison wird die verabreichte Wassermenge über den Wasserzähler gemessen, und ergibt für die Zeitspanne vom Mitte Mai bis Ende August einen Wasserverbrauch von täglich ca. 900 Litern; auf die bepflanzte Fläche von 730 m2 entspricht es einem täglichen Wasserverbrauch von weniger als 1,3 l/m2. In Bezug auf die gesamte Gartenfläche inklusive der Sanddünen (170m2) berechnet wären es nur ca. 1,0 l/m2/Tag. Die Zahlen verdeutlichen, dass es durchaus möglich ist einen intensiv bepflanzten Garten bereits in seiner Inizialphase extrem wassersparend zu bewirtschaften.
Wie sich der Garten in der Zukunft entwickelt, werde ich später an dieser Stelle berichten.
Garten-Neugestaltung in Vale da Lama, Zusammenfassung
Als Promesse stand fest, einen naturnahen Garten unter Verwendung von überwiegend mediterranen Pflanzen anzulegen, und dabei das Potenzial einer Wassereinsparung weitmöglichst auszuschöpfen. Die Bodenvorbereitung eines schweren und steinreichen Lehms erforderte die volle Konzentration. Tiefgründige Bodenauflockerung und das Einbringen von sandigem Boden unter teilweiser Durchmischung schaffte gute Pflanzbedingungen. Die Installation einer Dränage schien notwendig, da Mittelmeerpflanzen keinerlei Staunässe tolerieren. Je nach Art der Pflanzung wurden drei unterschiedliche Typen der Bewässerung gewählt, Tropfbewässerung, Regner und Zonen die lediglich sporadisch manuell bewässert werden. Bereits zum Ende des Sommers kann mit Gewissheit festgestellt werden, dass der Garten einen äußerst geringen Wasserverbrauch aufweist.
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